Fachforen
Geographische Kontexte der Energiewende
Leitung und Moderation: Rainer Duttmann (Kiel), Olaf Kühne (Tübingen)
Podium: Tobias Goldschmidt (Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein), Britta Klagge (Geographisches Institut der Universität Bonn), Gunnar Maus (Innenministerium SH, Landesplanung), Sebastian Bauer (Institut für Geowissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel), Ralf Ludwig (Ludwig-Maximilians-Universität München, angefragt).
Klimaschutz und Energiewende werden aktuellen Umfragen zufolge von einer breiten Bevölkerungsmehrheit in Deutschland als das mit Abstand als die wichtigste umweltpolitische Handlungsfeld angesehen. Initiativen wie „Fridays for Future“ und die Ergebnisse der letzten Wahlen sind Ausdruck einer generationenübergreifenden Besorgnis über das Verfehlen wichtiger Klimaschutzziele, wie die Reduzierung der CO2-Emissionen und über den in der öffentlichen Wahrnehmung als zu langsam erachteten Fortschritt des Energiewendeprozesses. Gemeinsam mit eingeladenen Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und öffentlicher Verwaltung beleuchtet das als Podiumsdiskussion mit Publikumsbeteiligung angelegte Fachforum die verschiedenen Facetten der Energiesystemtransformation. Es hinterfragt die vielfältigen Konflikte und Hemmnisse bei der Umsetzung der Energiewendeziele und wirft einen Blick auf die aktuellen Herausforderungen und Lösungsstrategien. Entsprechend dem Tagungsmotto des DKG 2019 „Umbrüche und Aufbrüche“ soll dabei auch der Frage nachgegangen werden, mit welchen fachlichen Ansätzen die Geographie zu einer zukunftsgerichteten und nachhaltigen Gestaltung der Energie- (und Umwelt)wende beitragen kann.
Städtische Wohnungs- und Bodenpolitik: Von Spekulationsblasen und Protesten zu neuen politischen Konzepten und Strategien?
Leitung und Moderation: Susanne Heeg (Frankfurt/Main) und Rainer Wehrhahn (Kiel)
Podium: Bernd Belina (Frankfurt/Main), Corinna Hölzl (Berlin), Andreas Breitner (Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen), Gerwin Stöcken (Stadtrat für Soziales, Wohnen, Gesundheit und Sport, Landeshauptstadt Kiel), Susanna Raab (Vertreterin der Initiative Deutsche Wohnen enteignen, Berlin)
Wohnen muss jeder Mensch zu jeder Zeit, entsprechend groß ist die öffentliche Aufmerksamkeit bei Mietpreissteigerungen, Hypothekenkrisen und bei Steuern und Baukosten. Wohnungen haben für ihre Bewohner*innen nicht nur eine besondere soziale Bedeutung in der alltäglichen Lebenswelt, sondern sie stehen anders als andere Güter auch unter besonderem rechtlichen Schutz. Wohnungspolitik ist insofern immer auch Gemeinwohlpolitik, und die Fehlgestaltung oder das komplette Fehlen dieser Politik führt auf individueller wie auf kommunaler Politikebene sehr rasch zu Kontroversen, wenn keine ausreichende Vorsorge zur Sicherung des Rechtes auf eine – bezahlbare – Wohnung in Städten und Gemeinden betrieben wird. In deutschen Großstädten von Berlin bis Kiel und zum Teil auch in kleineren Städten sind die Folgen einer nicht nachhaltig gestalteten öffentlichen Wohnungspolitik der vergangenen 25 Jahre mit Boden- und Mietpreissteigerungen exorbitanten Ausmaßes in zentralen Lagen derzeit für jede/n spürbar.
Die Folgen dieser Politik, die in einer Verknappung von Wohnraum und massiven Erhöhung von Wohnkosten bestehen, werden vom Fachforum diskutiert. Damit sollen einerseits die Finanzialisierung, Spekulation und finanztechnische Verwertung von Wohnraum und andererseits verschiedene Regulationsversuche der öffentlichen Hand in Form von Mietpreisbremsen und -deckelungen, Re-Kommunalisierungsansätzen oder der Vergemeinschaftung des Wohnens mittels Mietshaussyndikaten, Genossenschaften, etc. thematisiert werden. Die Podiumsteilnehmer*innen aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft werden nach Lösungsansätzen zur Neuausrichtung der städtischen Wohnungs- und Bodenpolitik befragt, um Kommunen auch in Zukunft handlungsfähig zu halten und den sozialen Ausgleich in der Stadt organisieren zu können.
Der autoritäre Populismus in der „Raumfalle“: Geopolitische Argumentationen rechtspopulistischer Bewegungen und Parteien
Leitung und Moderation: Paul Reuber (Münster) und Florian Dünckmann (Kiel)
Podium: Judith Miggelbrink (Dresden) und Daniel Mullis (Frankfurt/Main) als Vertreter*innen der Geographie, Volker Weiss, Historiker und Autor des Buches „Die autoritäre Revolte“ sowie Hannah Eitel, Politikwissenschaftlerin und Bildungsreferentin bei Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen
Wahlerfolge rechter Parteien und der Aufstieg autoritär-populistischen Bewegungen können als Ausdruck einer zunehmenden Polarisierung demokratischer Gesellschaften gesehen werden. Die Geographie ist bei der wissenschaftlichen Bearbeitung und Kritik dieser Entwicklungen als Fach besonders gefordert, weil in der Debatte Raumfragen auf unterschiedlichen Ebenen eine besondere Rolle spielen. So spielt die identitäre Verkopplung von Raum und Gesellschaft eine zentrale Rolle bei der Herstellung des politisch „Eigenen“ und „Fremden“, wie im (Neo-)Nationalismus, in der kulturräumlich zugespitzten Islamophobie (etwa bei PEGIDA) oder in der Migrationspolitik der AfD. Außerdem nehmen die Narrative des rechten Populismus immer wieder Bezug auf räumliche Disparitäten (zum Beispiel zwischen Stadt und Land, zwischen Ost und West, zwischen Zentren und Peripherien).
Die Geographie verfügt über Konzepte und Kompetenzen, die den Vereinfachungs- und Verführungscharakter eines geopolitisch argumentierenden und räumlich polarisierenden Populismus offenlegen. Damit kann sie der politischen Debatte der kommenden Jahre Wissen an die Hand geben, sich mit entsprechenden Mustern in der demokratischen Diskussion sachbezogen, engagiert und kritisch auseinanderzusetzen. Dabei sind folgende Fragen grundlegend: Auf welche raumbezogenen Narrative greifen autoritär-populistische Bewegungen zurück? Welche gesellschaftlichen Ein- und Ausschlüsse werden damit hergestellt und welche gesellschaftlichen Ängste werden geschürt? Warum stoßen diese räumlich konstruierten Erklärungsmuster auf eine so breite und auch emotionale Resonanz, wie kann die Debatte hier differenziert und versachlicht werden?
Die Veranstaltung führt die wissenschaftlich-kritische Auseinandersetzung der Geographie mit rechtsextremen und populistischen Bewegungen fort, die sich in den vergangenen Jahren in verschiedenen Veranstaltungen entwickelt hat.